Radikal ehrlich und präzise

Ich habe das Buch in einem Rutsch gehört und an so vielen Stellen gedacht: Danke! Wie gut, dass es da draußen jemanden gibt, der eine präzise Sprache für seine Depression gefunden hat. Dadurch ist jetzt auch bei mir Vieles klarer.
Sehr geholfen hat mir der radikal autobiographische Ansatz dieses Buches über eine so genannte „mittelschwere“ Depression. Man möchte nicht sterben. So ist das nicht. Da ist “nur” diese Traurigkeit und der Wunsch, einfach liegen zu bleiben und dann die Kräfte zehrende Anstrengung, trotzdem aufzustehen, wieder und wieder und wieder. Hochfunktional und depressiv zugleich. Das Buch lädt zu beidem ein: Zur Identifikation (Ach, genau! Exakt so fühle ich das auch!) und zur Abgrenzung (Nein, so ist das bei mir nicht.)
Besonders berührt hat mich, dass sich der Autor offenbar ein Leben lang irgendwie „zusammengerissen“ hat. Darin liegt für mich die Tragik und auch die eigentliche Botschaft an alle, die auch mit Depressionen zu kämpfen haben, (womöglich ohne es zu wissen): Sich dieser traurigen Gefühle im jeden Fall anzunehmen, auch wenn es womöglich “nur” das Leben ist. Es gibt in jedem Fall Hilfe und Besserung.

Der Sprecher hat eine tolle Stimme und schwimmt gut im Fluss der klaren Sprache des Autors. Er liest sehr eindrücklich, ohne dabei übertrieben gefühlig zu werden.

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